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Ein Klang, der die Menschen berührt

 

Orgel

Ein Klang, der die Menschen berührt

In St. Anton soll die Orgel für 120000 Euro saniert werden. Dafür hat die Gemeinde ein Spendenprojekt gestartet

Von  Gerlinde Knoller

Mit 6000 Pfeifen und 84 Registern gehört die Orgel von St. Anton zu den größten ihrer Art in Augsburg.

Doch der Spieltisch ist durch jahrelangen Betrieb verschlissen und auch die Elektrik muss auf den neuesten Stand gebracht werden. Dafür hat die Gemeinde jetzt ein Spendenprojekt auf den Weg gebracht.

Ein vollendeter Klang erreicht die Herzen der Menschen oft mehr als Worte. Er kann auch zum Gebet werden. Kein Wunder, dass die Orgel, oft als „Königin der Instrumente“ gerühmt, in den Kirchen zum Lobpreis Gottes eingesetzt wird. Seit Kurzem gehören der deutsche Orgelbau und die Orgelmusik zum immateriellen Weltkulturerbe. Wie reich und lebendig die Kultur des Orgelbaus in Deutschland ist, zeigt sich allein schon darin, dass es hier etwa 50000 Instrumente gibt – ein jedes auf seinen Raum hin geschaffen.

So eine kostbare Orgel steht auch in St. Anton. „Gemeinsam für den großen Klang“, heißt das Spendenprojekt, das die Gemeinde in diesen Wochen auf den Weg gebracht hat: In einem zweiten Schritt – der erste war 2013 – muss die Orgel für rund 120000 Euro saniert werden.

Erneuert werden soll der Spieltisch, der durch den jahrelangen Betrieb verschlissen ist. Auf neuesten Stand gebracht werden muss auch die Elektrik rund um die Orgel und die mit ihr verbundene Chororgel. Im ungünstigsten Fall, etwa einem Kurzschluss, droht Brandgefahr.

Ortstermin auf der Orgelempore von St. Anton, zusammen mit Stefan Nerf, dem Chordirektor von St. Anton, und Pater Stefan Kling, dem Leiter des Amts für Kirchenmusik im Bistum Augsburg. Stefan Nerf führt zunächst in den Raum hinter der Orgel, dorthin, wo sich das Innenleben des Instruments befindet. In diesen Bereichen der Orgelanlagen und des Pfeifenwerks wurde bereits viel erneuert.

Unter anderem wurden Magnete ausgetauscht, der Prospekt statisch gesichert, und auch neue Membranen wurden angebracht. Pater Stefan Kling setzt sich an den Spieltisch, zeigt, mit welcher Kraft und Schönheit die Orgel den weiten Kirchenraum erfüllen kann. Von der großen Orgel aus kann der Organist auch die Chororgel unten zum Klingen bringen – reizvoll sind die daraus hervorgehenden Echo-Effekte.

Wenn eine Gemeinde wie St. Anton dazu bereit ist, so viele Tausend Euro für eine Orgelsanierung zu stemmen – großzügige Unterstützung kommt auch vom Bistum – wenn die Spender symbolisch Wippen und Tasten des künftigen Spieltisches erwerben, zeigt dies: Eine Orgel ist den Gläubigen noch heute etwas wert. „Orgeln waren schon immer eine teure Geschichte“, meint Stefan Kling.

Aber sie hätten seit jeher mit ihrem Klang die Menschen fasziniert, „als zweckfrei Schönes, zur Ehre Gottes und zur Freude des Menschen“. Musik berühre den Menschen, lasse ihn eintreten in die Sphäre Gottes, insbesondere in einem sakralen Raum.

Der Bau einer großen Kirche, der Erwerb einer Orgel, das war Anfang des 20. Jahrhunderts selbst in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten ein Herzensanliegen der wachsenden Gemeinde im Antonsviertel. 1927 wurde die Kirche, geplant von Architekt Prof. Michael Kurz, eingeweiht. 1931 wurde die große Orgel aufgestellt, 1971 erweitert. Was zunächst wohl gar nicht beabsichtigt war, zeigt sich heute als Glücksfall: Die Deckenkonstruktion der Kirche mit ihrem Holzgewebe trägt neben dem Raum zu einer wunderbaren Akustik bei.

Hier pflegt Chordirektor Stefan Nerf das musikalische Leben der Gemeinde – mit zwei vierstimmig gemischten Chören, drei Kinderchören, einem Jugendchor und einer Schola. Hinzu kommen Konzerte des Choro d’Arte, den Nerf auch leitet. Die Liturgie ist und soll auch Schwerpunkt der Kirchenmusik in St. Anton bleiben. Der Chordirektor weiß aber auch, wie wichtig es ist, darüber hinaus musikalische Akzente zu setzen. Etwa durch Emporenkonzerte unter dem Motto „Orgel ganz nah“ oder große Chor- und Orchesteraufführungen. (gek)

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